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Ringwall "Güldenberg" (Lohmar)

Ringwall "Güldenberg"

Von Winterrosen und meiner Begegnung mit dem Goldzwerg vom goldenen Berg

“Am Gülden- und am Fliegenberge

Hat er vom Buchenwald umrauscht,

Noch nie geheimnisvoller Kunde

Aus längst versunkener Zeit gelauscht.”

(aus: J. Kötter, “Troisdorf auf der Heide”)

An einem späten Herbst- oder frühen Wintertag wanderte ich bei Lohmar, einer kleinen Stadt im Bergischen vor den Toren Kölns. Es zog mich zum Ringwall "Güldenberg“, der zwischen Lohmar und der Wahner Heide in einem Waldstück an der Agger liegt.

 

Zunächst wirkt der Güldenberg unscheinbar, handelt es sich hierbei jedoch um eine Befestigungsanlage aus der Eisenzeit. Eine sogenannte Höhenburg, ein Bodendenkmal. Errichtet wurde er wahrscheinlich von den Sugambrern, einem westgermanischen Stamm, der wohl irgendwann zwischen 1000 bis 50 v. Chr. dort lebte. 

 

Alte Befestigungsanlagen locken mich immer. Die umherliegenden, moosbewachsenen Steine und Brocken verleihen diesen uralten Kraftorten stets ein mystisches Flair. Es ist so, als könne man tief in die alte Seele der Umgebung spüren, als erzähle der Ort längst vergangene Geschichten. So begab ich mich auf den Weg zum Güldenberg. Dieser Tag machte der Bedeutung des Namens, goldener Berg, alle Ehre. Der Berg ist mit zahlreichen Bäumen bewachsen, die ihn an diesem Tag in ihr goldenes Laubgewand kleideten. Ich suchte die Ruhe auf dem Gipfel des Hügels, ließ mich mit meiner grünen Harfe auf einem umgestürzten Baumstamm nieder und genoss die Ruhe auf der kleinen Anhöhe. 

 

Natürlich spielte ich auch Musik auf meiner Harfe. “Winter Roses” ist eines meiner liebsten Harfenstücke aus der Feder der Harfenistin Kristine Warmhold. Dessen zarte Melodie begleitete mich an diesem Tag bis auf die Spitze des Güldenbergs. Hier siehst du, wie ich “Winter Roses” in der wundervollen Umgebung des Güldenbergs spiele. 

 

 

Die Musikerin Kristine Warmhold unterrichtet an der Musikschule Lohmar Blockflöte, Querflöte, Harfe, Gitarre und Ukulele.  Darüber hinaus komponiert die im bergischen Honrath ansässige Harfenistin und Blockflötistin wunderschöne Musik für Harfe. Hier hat sie sich insbesondere kleinen, keltischen (diatonischen) Harfen verschrieben und bereits zahlreiche Bände mit mitreißender Harfenmusik veröffentlicht. Darüber freue ich mich ganz besonders, da ganz viele ihrer Stücke perfekt zu meiner kleinen grünen Harfe passen und ich somit genug “Futter” für meine Wanderungen habe. Wie schön, eine so begnadete Musikerin in der Nachbarschaft zu haben. 

 

 

Für nähere Informationen zu Kristine: https://www.musikunterricht-lohmar.de

 

 

Als ich dort oben saß und spielte, raschelte der Wind und plötzlich huschte ein kleiner Schatten durch das Unterholz. Es war, als flüsterte mir ein zartes Stimmchen etwas ins Ohr: Das Märchen vom großzügigen Goldzwerg, der einem tüchtigen jungen Ziegenhirten zu Wohlstand verhalf. Auf diese Weise gelangte der sogenannten Güldenbach, der sich neben dem Güldenberg befindet, zu seinem Namen. 

 

 

Das Männlein vom Güldenbach

 

Es war einmal ein Männlein, das am Ufer des Güldenbaches lebte. Es verfügte sowohl über Zauberkräfte, war aber auch besonders hilfsbereit und großzügig. Um in den Genuss der Großzügigkeit des Männleins zu kommen, musste man allerdings – natürlich völlig unwissend darüber wie einem gerade geschah– vorher einen Test über die eigene Rechtschaffenheit bestehen. 

 

So erlebte es einst ein junger und völlig verarmter Bursche, der allein mit seiner Mutter an einem Dorf an der Agger lebte. Er war eines Tages mit seiner abgemagerten Ziege in den Wäldern um den Güldenbach herum unterwegs. Der Junge glaubte nicht mehr an das Gute in der Welt, waren er und seine Ziege doch kurz zuvor vom Hirten des Freiherren seines Heimatdorfes übel zugerichtet worden, weil der Junge es sich erlaubt hatte seine fast verhungernde Ziege im Walde seines Herrn fressen zu lassen. Der Hirte war ein übel gelaunter und finsterer Geselle, dem man lieber nicht begegnen wollte. Die Ziege war doch alles, was der Junge besaß und er brauchte ihre Milch für sich und seine kranke Mutter. 

 

Vor lauter Kummer ließ sich der Junge nieder, als plötzlich das Männlein erschien und ihn um etwas zu essen bat. Zuerst zögerte der Junge, da er doch selbst nichts zu essen hatte und auch seine Ziege nicht füttern konnte. Er pflückte dem Männlein jedoch schnell ein paar Nüsse von einem Haselzweig. Davon brach er sechs Nüsse auf und reichte sie dem Männlein, das sie genüsslich verzehrte. Die siebte Nuss konnte der Junge nicht aufbrechen. Deshalb reichte er sie dem Männlein ganz. Das Männlein wickelte die Nuss in ein Haselblatt und steckte sie in seine Jackentasche. Dann bat er den Jungen noch um zwei Nussschalen voll Milch. Diesen Wunsch erfüllte der Junge ihm gern. Nachdem das Männlein getrunken hatte, gab es dem Jungen die Nussschalen zurück und forderte: “Hebe die Schalen gut auf. Komm' morgen zu Beginn des Tages an die Quelle des Baches am Fuße des Berges. Ich bin ein Goldzwerg und werde dich für deine Hilfe belohnen.” Der Wind raschelte und das Männlein war verschwunden. 

 

Dieser Forderung folgte der Junge natürlich und machte sich bei Tagesanbruch auf den Weg zum Treffpunkt. Doch vom Goldzwerg war keine Spur. Stattdessen sah er ein Haselblatt auf einem Stein, auf dem die siebte Nuss lag. Als er sie aufbrach, fand er keinen Kern, sondern einen winzigen goldenen Schlüssel in der Nuss. In einer Baumwurzel entdeckte er eine Öffnung, in die das kleine Schlüsselchen passte. Er öffnete ein kleines Tor, kroch hindurch und gelangte in eine geräumige Höhle. Dort fand er einen winzigen Büschel Heu, ein Brot kaum größer als ein Daumennagel und ein linsengroßes Goldplättchen. Auch wenn es wenig war, nahm er alles an sich, legte es in die Nussschalen, die er gut aufgehoben hatte, und kroch aus der Höhle wieder heraus. 

 

Draußen stellte er die Nussschalen kurz auf den Stein, um das kleine Törchen an der Baumwurzel wieder abzuschließen. Als er sich danach wieder herum drehte, lagen dort nicht mehr die beiden Nussschalen. Dort standen zwei große Kübel mit Heu und Brot. Froh und dankbar hob er beides auf die Schultern und machte sich vergnügt auf den Heimweg. 

 

Zu Hause fütterte er seine Ziege mit dem Heu, die fortan genug Milch gab, die so süß und sahnig war wie noch nie. Mit seiner Mutter zusammen aß er das Brot. Sie fühlten sich so satt wie schon lange nicht mehr. Seine Mutter wurde auch von Tag zu Tag kräftiger und erholte sich von ihrer Krankheit. Und als der Junge seine Kleidung ausschüttelte, kullerte aus seiner Tasche ein schwerer Goldtaler. Als die Vorräte nach einer Woche aufgebraucht waren, verwandelten sich die Kübel wieder in zwei kleine Nussschalen. Also machte er sich bei Tagesanbruch auf den Weg zur Quelle des Baches und fand dort alles genauso wie beim letzten mal vor. 

 

So ging es seitdem weiter. Dem Jungen und seiner Mutter fehlte es an nichts mehr. Aber auch mit ihren Mitmenschen teilten sie ihren Reichtum gerne, bis selbst der Freiherr eines harten Winters mit gesenktem Haupt zum Haus des Jungen kam und ihn um Hilfe bat. Der Junge fand Arbeit. Er stattete der Quelle am Bach einen letzten Besuch ab, füllte die Nussschalen erneut, ließ sie dann allerdings auf dem Stein stehen. Die Schalen verschwanden. Der Fluss schwemmte aber so viel Sand auf, dass vom Fuß des Berges bis hin zum Fluss eine breite Heuwiese entstand. Noch heute findet man im Bach glitzernde Plättchen, die wie Goldpfennige glitzern. Deswegen nannte man ihn fortan auch “Güldenbach”. 

 

Plötzlich raschelte der Wind wieder und das Stimmchen sagte: "Komm auch du zum Bach am Güldenberg.

Finde das Glitzern im Wasser und hilf dem goldenen Zwerg." Dann verschwand es. 

 

 

Nachdem ich einige Zeit auf dem Güldenberg verweilt, gespielt und über den Goldzwerg sinniert hatte, zog ich weiter und besuchte noch den Leyenweiher, einen Stausee im Süden der Wahner Heide und nahe des Heidedorfes Altenrath. Auch dies ist ein wahrhaft malerischer Ort: Ein kleiner, undurchsichtiger See, an dessen Ufer zahlreiche knorrige Bäume stehen, die ihre verwunschenen Äste ins Wasser hineinragen lassen. Stundenlang könnte man dort stehen und die Spiegelungen der Bäume im Wasser betrachten. 

 

Ich beendete meine Wanderung hier. Wer möchte, kann von diesem Ort aus aber noch bequem in die Wahner Heide wandern, die selbst viele schöne, poetische Schauplätze zu bieten hat. Dieser Ort bedeutet mir auch sehr viel, da ich dort immer gerne mit meiner Familie spazieren gegangen bin. Aber darüber erzähle ich an einer anderen Stelle.

 

Am Ufer des malerischen Leyenweihers setzte ich meinen Harfenstein aus:

Bis bald

 

deine  Simone

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