De Heizemänncher vun Kölle
Wie war zu Köln es doch vordem
Mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul, man legte sich
Hin auf die Bank und pflegte sich:
Da kamen bei Nacht,
Ehe man’s gedacht,
Die Männlein und schwärmten
Und klappten und lärmten,
Und rupften
Und zupften,
Und hüpften und trabten
Und putzten und schabten...
Und eh ein Faulpelz noch erwacht,...
War all sein Tagewerk... bereits gemacht!
(aus: "Die Heinzelmännchen zu Köln" / August Kopisch: Gedichte)
Mit seiner Ballade von 1836 brachte August Kopisch die Sage um die Heinzelmännchen aus dem Siebengebirge nach Köln. Heinzelmännchen oder op Kölsch auch “de Heizemänncher”, waren kleine und nützliche Hausgeister, die sich besonders in den Zunftgassen der Kölner Altstadt wohl fühlten. Sie liebten es zu arbeiten und hatten unter der Stadt ihr riesiges Wichtelreich. Nachts, wenn die Handwerker schliefen, stiegen sie an die Erdoberfläche und verrichteten deren Arbeit. Sie waren eher scheuer Natur und wollten nicht gesehen werden. Dabei halfen ihnen ihre roten Zipfelmützchen und Mäntelchen, die sie unsichtbar machten. Dem Kölner an sich gefiel diese Unterstützung, gehörte er doch eher zum gemütlichen Typ. So konnte er abends guten Gewissens schlafen gehen und sich ausruhen. Die Heinzelmännchen heinzelten des Nachts und halfen in den verschiedensten Handwerken: Egal, ob Zimmermann, Schreiner, Bäcker, Metzger oder Schenk – am nächsten Morgen war selbst die mühsamste Arbeit stets verrichtet und die Handwerksprodukte zur Auslage bereit.
Auch dem Schneider Heinrich aus Köln halfen sie gern. Man sagt, das läge an seinem Namen, denn der Spitzname von Heinrich ist Heinz und Heinz bedeutet “heinzeln”. Dem Schneider wurde die Anfertigung des Staatsrocks für den Bürgermeister anvertraut. Überfordert mit der Situation, schmiss er am Abend die Arbeit hin und legte sich aufs Ohr. Und ehe er sich am Morgen versah, war die Arbeit fertig geheinzelt. Der Schneider staunte nicht schlecht. Dies weckte das Interesse der Schneidersfrau. „Neugierig war des Schneiders Weib, und macht sich diesen Zeitvertreib:” Sie wollte die fleißigen, nächtlichen Helfer unbedingt zu Gesicht bekommen. Da diese aber sehr scheu waren und unbedingt unerkannt bleiben wollten, waren sie immer verschwunden, wenn die Schneidersfrau nachts in den Schneiderkeller kam. Also dachte sie sich eine List aus. Vorwitzig bestreute sie die Kellertreppe mit Erbsen und als sie es nachts poltern, lärmen und schreien hörte, stieg sie auf die Kellertreppe und leuchtete mit ihrer Laterne hinab, um die Heinzelmännchen zu sehen.
Da war es vorbei mit dem nächtlichen Heinzeln. Die Heinzelmännchen verließen noch in der selben Nacht betrübt die Stadt und waren nie wieder in Köln bemerkt. Man sagt: „Die Heinzelmännchen zogen darauf in gesammter Masse unter klingendem Spiele aus der Stadt; man hörte aber nur das Spiel, denn Niemand konnte die Männlein sehen, die sich darauf in ein Schiff setzten und wegfuhren, wohin?” Das wusste leider keiner. Von dort an mussten die Handwerker Kölns selber fleißig sein.
In der Nähe vom Kölner Dom, am Hof und vor dem “Früh”, dem ältesten Brauhaus Kölns, steht der Heinzelmännchenbrunnen, der an die Sage erinnert. Dorthin führt uns meine kleine Harfe heute. Der Heinzelmännchenbrunnen wurde von 1899 bis 1900 von Heinrich und Edmund Renard zum Anlass des 100. Geburtstags von August Kopisch errichtet. Der Brunnen zeigt die neugierige Schneidersfrau, die mit der Laterne die Kellertreppe herunter leuchtet sowie die Heinzelmännchen, die die mit Erbsen bestreute Kellertreppe herunter fallen. Die Reliefs des Brunnens zeigen verschiedene Handwerke als die Arbeiten der nächtlichen Helfer sowie Auszüge aus dem Gedicht Kopischs.
Die Heinzelmännchensage wurde 1826 erstmals schriftlich in einem Werk des Kölner Schriftstellers Ernst Weyden und 1836 als Gedicht von August Kopisch verfasst.
Der Weihnachtsmarkt auf dem Kölner Heumarkt und Alter Markt ist den Heinzelmännchen gewidmet. Er heißt “Heinzels Wintermärchen” und ist wie zu Zeiten der Heinzelmännchen in Zunftgassen unterteilt. Hier sollen die Heinzelmännchen in Ruhe werkeln können.
Kommentar schreiben
Gerti Sorgalla (Samstag, 06 Februar 2021 19:29)
Ein sehr schöner ubd infomativer Beitrag. Als alte Kölnerin konnte ich noch etwas lernen.
Vielen Dank
Christina (Samstag, 27 Februar 2021 22:51)
Die Heinzelmännchen von Köln hab ich als Kind kennen gelernt. Eine schöne Erinnerung wunderschön kombinierter mit Harfenklängen. Vielen Dank!